Warum haben wir genug Raum für Wandel, Alexandra Felde?

Raum für Wandel – Wie Sharing-Konzepte unsere Städte, Mode und Wirtschaft nachhaltiger machen

Deutschland steht vor einer doppelten Flächenkrise: Während die Städte unter immer höheren Versiegelungsgraden leiden – Ludwigshafen etwa ist mit 67% Spitzenreiter (Quelle: gdv.de) , steigen gleichzeitig die Risiken von Hochwasser und Starkregen. Versiegelte Flächen lassen kaum Wasser versickern, Kanäle laufen über, Flüsse treten regelmäßig aus den Ufern. Die Folgen: Milliardenschäden, gestresste Infrastrukturen und eine bedrohte urbane Biodiversität.

Doch während an den einen Orten das Wasser nicht mehr abfließen kann, stehen an anderen Stellen Gewerbeflächen leer oder sind nicht wirklich ausgelastet. Im Jahr 2024 standen in den aufgeführten deutschen Top-Zentren für Bürogebäude insgesamt etwa 7,1% der Büroflächen leer. Im Vorjahr lag die Leerstandsquote der Büroflächen noch bei 5,6 %. Neben Büroflächen sind aber noch weitere Arbeitsflächen ungenutzt. Darüber findet man allerdings kaum Statistiken – dafür aber eine hannoversche Gründerin, die das Problem erkannt hat.

Von der Masterarbeit bis zur Gründung von Workstation 24-7

Versteckte Nutzungspotenziale sichtbar machen. Genau hier setzt Alexandra Felder an. Als angehende Maschinenbauingenieurin mit Fokus auf Lean Production, wurde ihr während ihres Studiums 2019 bewusst, dass oft in der Produktion jeder Quadratmeter optimiert wird, doch außerhalb der Werkshallen herrscht Flächenverschwendung. Der Aha-Moment kam, als sie monatelang allein in einem für acht Personen ausgelegten Startup-Büro saß, während anderswo Menschen in Cafés ohne stabiles WLAN arbeiteten. Während ihrer Masterarbeit erforschte sie das Thema der Gewerbeflächenauslastung weiter und entdeckte, dass, im Jahr 2019, über 61% der befragten Gewerbeflächen regelmäßig leer standen besonders in Beauty-, Lager- und Einzelhandelssegmenten.

Mit diesem Wissen gründete Alexandra „Workstation 24-7“ – eine Plattform, die flexible, geteilte Nutzung von Gewerbeflächen ermöglicht. Ihr Ziel: Leerstand reduzieren, Ressourcen schonen, Wirtschaftlichkeit steigern. Die Herausforderung: Immobilienbesitzer wünschen sich oft weiterhin einen einzigen, langfristigen Mieter. Doch der Bedarf an Flexibilität wächst – und mit ihm das Interesse an Sharing-Konzepten..

Silicon Valley: Sharing als Innovationsmotor

Alexandras Blick für Innovation wurde durch einen Aufenthalt im Accelerator Programm des Founders Institues stark gepragt mit Aufenthalten in Paul Alto und dem Silicon Valley.

„Das war schon absurd hart. In unseren Trainings gab es wenig Pausen und wir hatten beispielsweise 2 der sogenannte Epic Sprints, wo du einfach in 72 Stunden in 1000 Wörter Essay erstellen musst und dann 3 Leute interviewen darfst, die am besten CEO-Level haben und in börsennotierten Unternehmen arbeiten. Aber am Ende habe ich Mentoren und Freunde fürs Leben gewonnen und das Programm ermöglichte mir sogar einen Austausch mit der Chefentwicklerin von Airbnb.“

Das Teilen von Wissen und der Mut zur Gründung empfinde Alex in Amerika viel präsenter – ein Innovationsmotor, der in Deutschland oft noch an kulturellen Barrieren scheitert. Während in den USA nebenberufliches Gründen und das Führen mehrerer Projekte selbstverständlich sind, empfindet Alexandra in Deutschland doch noch eine große Scheu vorm Gründertum.

Das Sharing-Mindset in der Modegeschichte: Flohmärkte und Second Hand Modelle

Wie immer gibt es zu jedem Thema einen Schwenk in die Modegeschichte.
Das Prinzip des Teilens ist hier keineswegs neu – über die Nachhaltigkeit hinter Second Hand lässt sich näher betrachtet jedoch streiten.
Wir starten mit den Ursprüngen und einem der ältesten Second Hand Märkte der Welt, welcher im italienischen Ercolano liegt, eine Kommune in Neapel. Hier wurde nach dem zweiten Weltkrieg 1944 Kleidung verkauft, denn die war nicht einfach zu finden. Die Städte waren zerstört und Mode fand sich nicht so leicht. Anfangs wurden geklaute Soldatenkleidung verkauft – heute finden sich viele Vintage-Schätze auf diesem Markt.
Heute erlebt die Sharing Economy in der Modebranche einen Boom: Secondhand-Plattformen, Kleidertauschbörsen und Mietmodelle wie „Rent the Runway“ zeigen, dass es nicht immer neue Kleidung sein muss. Doch hier lohnt sich ein Blick hinter die Geschäftsmodelle.

Nicht jedes Second Hand Geschäftsmodell ist nachhaltig

Es gibt C2C (Costumer to Costumer) Geschäftsmodelle, wo Privatpersonen direkt von Privatpersonen kaufen. Dazu zählen Plattformen wie eBay und Vinted oder ein physischer SecondHand Laden, der deine Kleidung aufnimmt und weiter an Privatpersonen verkauft. 

In den letzten Jahren haben aber auch B2C (Business to Costumer) Geschäftsmodelle Einfluss genommen. Hier verkauft ein Modeunternehmen seine unverkauften Mengen an einen SecondHand Händler, von denen anschließend Privatpersonen einkaufen können.

Beispiel für so eine Plattform sind Momox und Sellpy. Zwar können hier auch Privatpersonen Ware einreichen, doch Momox begann mit About You zu kooperieren und Sellpy erhielt vom Fast Fashion Konzern H&M 20 Millionen Euro Investment. Die Vorteile: Unternehmen finden einen weiteren Logistik- und Verkaufskanal und Konsumenten günstige Angebote. Die Nachteile: Diese B2C Geschäftsmodelle schaffen wenig Anreize für Unternehmen, ihre Produktionsmengen – und Prozesse zu überdenken.

Die Zukunft der Flächennutzung: Von Lean Management zur Nachhaltigkeit

Seit Alexandras Gründungsphase haben ihr ihre Erfahrungen aus der Lean Production sehr geholfen. Kurz gesagt beschäftigt sich die Methode damit, Tätigkeiten in verschwendende, wertschöpfend und wertsteigernd einzuteilen und Prozesse gemäß dieser Kriterien zu optimieren. Dieser wertvolle Ansatz wurde übrigens vom amerikanischen Autor und Unternehmer Eric Ries in die Start-Up Welt übersetzt Buchempfehlung an dieser Stelle: The Lean Startup

Die Optimierung der Flächennutzung ist ökonomische und ökologische relevant und Alexandra Felde zeigt, wie es funktionieren kann. Sie berät Unternehmen, Kommunen und Immobilienbesitzer dabei, wie sie aus ungenutzten Flächen neue Potenziale schaffen – für mehr Nachhaltigkeit, Innovation und wirtschaftlichen Erfolg.

Neugierig geworden?

Hier ein paar Links:
LinkedIn Alexandra Felde

Workstation 24-7   (Webseitenlink)

Zu welchen Themen möchtest du mehr wissen und Beispiele hören? Wir nehmen deine Wünsch gerne in unsere Regie auf.

 

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